Aber zurück zu meinem Ausflug auf's Land. Wenig,
viel zu wenig Zeit blieb, um das zu finden, wonach
ich suchte. Es werden noch weitere Wochenenden
folgen müssen...

Seit Tagen spüre ich Ketten an meinen Beinen. Mich hält es
hier nicht mehr. Muss dringend hier 'raus. Es zuckt in den
Beinen; denn seit weit über einem Jahr keinen wirklich freien
Tag - das spüre ich in allen Fasern. In der nächsten Woche
ist es hoffentlich soweit. Dann kann ich mich wieder einmal
dem Projekt widmen, an dem ich nun seit über drei Jahren
dran bin. Wenn auch mit großen Unterbrechungen. Vor allem
seit mich dieses Gemäuer "gefangen hält".
Nein. Ich liebe diese Räume. Liebe diese Werkstatt. Bin froh,
dass ich hier sein darf. Dass mich dieses Atelier gefunden hat.
Und ich so wunderbare Begegnungen haben durfte in den ver-
gangenen Monaten.

Dennoch: mich hat das Fieber gepackt. Wie oft schon habe ich
die Kamera in die Hand genommen, als ginge es jetzt schon los.
Wie freue ich mich auf diese Tage...

Jaaaa, cool - das Shooting ist geschafft!

Wie versprochen, lieber Qlman, hier eines der Bilder,
das in dem Haus entstanden ist, in dem mein Bruder
viele Jahre gewohnt hat.

So wie mein Tagebuch begann, so beende ich
diesen Tag. Mit dem Blick nach hinten.
Nein, nicht im übertragenen Sinn.
Nach hinten in den Garten aus der Wohnung
des Ateliers.

Gestern bis in die Nacht gearbeitet. Heute irgendwie
nur ein Schatten, ein Spiegelbild meiner selbst.

»Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild;
dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne
ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich
erkannt bin.«

Wohin führt unser Weg in dieser Welt? Wohin, wenn Züge
einmal nicht mehr mit 250, sondern mit einem Mittel von 500
Stundenkilometern über Schienen rasen? Wenn kein Kind
mehr sich traut, einen Groschen auf die Schienen zu legen?
Wenn wir mehr Zeit damit verbringen, Zeit zu schinden, zu
fliehen davor, endlich einmal nur mit uns zu sein?
Nein, ich will nicht einer jener sein, der alles nur Schwarz
sieht wie - das phantastische Werk des vorherigen Tages
vermuten lässt.
Dennoch bin ich einer von denen, die es schmerzt, wenn
wir das zerstören, was wir eigentlich suchen. Und ich be-
diene mich sehr wohl auch jener Mittel, die ich hier schein-
bar verteufeln will.
So bediene ich mich als Bilderschaffender jener MIttel, die
unsere Zeit bereithält.
Ich liebe auch das, was vorher einmal war. Und schon jetzt
beinahe der Vergangenheit angehört. Werde niemals vergessen,
einen 25er Agfa (Danke, Peter!) in meine M6 eingelegt zu haben.
Das Auslösegeräusch ist einmalig. Das Zirpen des Verschlusses,
wie eine kleine Grille, die unter Druck den Tuch beiseite schnellen
lassen muss.
Mit welcher Ehrfurcht ich diesen Film entwickelte.
Ein Grau, das ein Grau ist.
Und dieses werde ich auch immer suchen. Solange ..

Etwas anderes bringe ich heute nicht zustande.