Bin mit meinem Blog umgezogen und man findet ihn nun hier:

http://joergkassuehlke.blogspot.com/

Was für ein Traumtag auf "meinem" Berg. Stundenlang gefahren,
Stunden gelaufen. Begegnungen, Sonne, Weite, Grün. Fast alles,
was ich brauche, um durchatmen zu können, um zu ent-spannen.
In einem kleinen Ort sah ich einen Mann in seinem Garten. Er ar-
beitete und ich sah ihm eine kurze Weile im Vorbeigehen zu. Es
war mir, als sollte ich ihn ansprechen. Und ich tat es auch. Es war
ein innerer Wunsch, ihn anzusehen, mit ihm zu sprechen.
Schon im zweiten Satz offenbarte er mir, dass er 85 Jahre alt ist.
Wir unterhielten uns, und ich fragte ihn nach der schönen alten
Kirche mitten im Ort. Wie viele alte Gebäude auf dem Vogelsberg
ist auch diese Kirche in Zeilbach mit Holzschindeln verkleidet.

Sie bemerkten mich erst gar nicht, so vertieft waren sie in
ihr Spiel. Als ich sie fragte, wie es heiße - das Spiel, das
sie spielten, gaben sie mir eine Antwort, die ich auch beim
zweiten Mal Wiederholen nicht verstand. Es war erfunden
und erinnerte mich sofort an unsere Spiele als Kinder. Die
Spiele, die wir selbst kreierten, hatten ihren besonderen
Reiz. Und wir waren oft genau so wenig auskunftfreudig
wie die zwei Jungs. Sie hatten mein Verständnis und meine
Bewunderung. Und ließen mich eine ganze Weile zusehen.

dauert es einfach manchmal viel zu lange, bis man versteht,
dass der Mensch auch Auszeiten braucht. Abstand. Distanz,
um wieder klarer zu sehen, zu erkennen, wo man festsitzt, wo
die Welt, die ganz eigene Welt in Schieflage geraten ist. Ganz
sicher ist es so bei mir. Zu sehr und zu tief verstrickt in dem,
was mich in den letzten Wochen umtrieb und in Atem hielt. So
bin ich dankbar, ein paar Tage meine Welt aus der Distanz zu
sehen. Die Schneekugel einmal abzustellen und zuzuschauen,
wie die Flocken alle ganz langsam am Boden ankommen.

Es rührt in mir seit Tagen. Kaum Zeit für diese neuen Gedanken,
für das, was mir im Moment am meisten Freude bereitet. Dieses
neue Projekt, für das noch keine Zeile geschrieben ist. Kein Bild
gemacht, kein Gedanke zu Ende gedacht. Sehnlichst erwartet:
das Wochenende, das dafür Zeit schenken soll....

Gerade schlenderte ich ein wenig um die Häuser der
Altstadt. Durch Schatten und Licht. Durch Gassen,
in denen die Mittagszeit zur Ruhe einlädt. Kurz bevor
ich den Rückweg ins Atelier einschlug, als ich um die
letzte Ecke bog, begegnete mir ein bekanntes Flugob-
jekt. In der Wirklichkeit sofort für mich erkennbar, für
den Betrachter des Fotos vermutlich nicht gleich aus-
zumachen?
Seltsam, seinen bizarren Flugbahnen zu folgen, eigen-
artig die Anmutung, und schnell mit der Kamera einge-
fangen.

Wieder ein Tag voller Begegnungen. Ein Tag erfüllt mit positiven
Spannungen. Ein Tag, der eigentlich aufregender nicht sein kann.
Denn seit langer Zeit plane ich den Beginn eines neuen Projekts.
Und das, was nun in den kommenden Monaten folgen wird, hält
mich schon jetzt in Atem. Es dreht sich alles um das Thema, das
mich am meisten beschäftigt: der Mensch.
In den vergangenen Tagen war mein Freund Markus bei mir. Das
kann ich eigentlich nicht in Worte fassen, was mir das bedeutet.
Und auch das, was übrig bleibt, wenn das Gegenüber wieder ge-
gangen ist. Da sind Worte und Bilder. Und viel mehr als das.
Atelier war schon oft Synonym für verschiedenes. Aber vornehmlich
ist es für mich Synonym für Begegnung.

Nacht

Ich habe meine Kerze ausgelöscht;
Zum offenen Fenster strömt die Nacht herein,
Umarmt mich sanft und läßt mich ihren Freund
Und ihren Bruder sein.

Wir beide sind am selben Heimweh krank;
Wir senden ahnungsvolle Träume aus
Und reden flüsternd von der alten Zeit
In unsres Vaters Haus.


H. Hesse